Ob vor oder nach dem Arztbesuch – fast jeder recherchiert heute im Internet nach Krankheiten, Symptomen und Gesundheitstipps (s. a. diesen Beitrag von Markus Hanauer). Fündig wird man immer: Es gibt tausende Internetseiten mit medizinischen Inhalten. Aber welche Information ist die Richtige? Insbesondere für Laien ist es schwierig einzuschätzen, ob die angebotenen Informationen seriös, d. h. korrekt und umfassend, sind.Daher haben sich in den letzten Jahren „Gütesiegel“ etabliert, die dem Leser zeigen, dass der Anbieter der Website bestimmte Transparenz- und Qualitätskriterien erfüllt. Am bekanntesten und international am weitesten verbreitet ist die Zertifizierung durch die Health on the Net Foundation (HON). Derzeit sind etwa 6500 Websites aus 118 Ländern mit dem HONcode zertifiziert (Stand Februar 2010). In Deutschland gibt es außerdem das Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem (afgis), dessen Logo qualitativ hochwertige Gesundheitsinformationsangebote im Internet kennzeichnet.
Was wird geprüft?
Sowohl HON als auch afgis können keine inhaltliche Prüfung der medizinischen Informationen vornehmen. In den von beiden Institutionen aufgestellten Kriterien geht es vor allem darum, „dass die jeweiligen Anbieter Zusatzinformationen über sich und ihr Angebot ... zur Verfügung stellen. Damit wird Transparenz für Informationssuchende hergestellt und die Verlässlichkeit der Informationen kann leichter eingeordnet werden“ [1].Beispielhaft seien hier Kriterien des HONcodes genannt [2]:
- Sind die Autoren aller medizinischen Informationen mit Ausbildung/Qualifikationen genannt?
- Ist die Absicht der Website und Zielsetzung der Organisation, die hinter der Website steht, klar dargestellt?
- Eine Stellungnahme zur Vertraulichkeit von Daten oder eine Seite zu den Datenschutzrichtlinien muss vorhanden sein.
- Sind bei allen Inhaltsseiten Literaturquellen und Erstellungs-/Änderungsdaten angegeben?
- Aussagen zu Nutzen oder Wirksamkeit von Arzneimitteln müssen belegt werden. Bei Websites, die nicht klar als Werbemittel für ein spezifisches Produkt gekennzeichnet sind, muss ergänzende Information zu Alternativtherapien oder Generika gegeben werden.
- Ist eine Kontaktmöglichkeit vom Besucher an den Herausgeber gegeben?
- Sind Finanzierungsquellen aufgedeckt? Ist Werbung gekennzeichnet?
Die Überprüfung durch afgis geht teilweise noch mehr „in die Tiefe“. So müssen zum Beispiel Redaktionsprozesse und Verfahren zur Qualitätssicherung genauer beschrieben werden. Seit kurzem empfiehlt afgis, auf den Einsatz von Google Analytics zu verzichten oder in den Datenschutzbestimmungen gesondert auf den Einsatz hinzuweisen (Mustertext bei [3]).
Und was kostet das?
Für die Überprüfung der Website fallen bei HON keine Kosten an. Von afgis werden derzeit 750,- Euro berechnet, sofern der Antragsteller ein Wirtschaftsunternehmen ist (Stand 03.02.2010). Der auf Agenturseite entstehende Mehraufwand hält sich in Grenzen, da eine gute Medizinredaktion viele der geprüften Kriterien ohnehin beachtet.
Fazit
Für eine Website, die sich an Patienten richtet, ist das HON-Siegel heute ein „Must have“. Wenn die Website vorwiegend von Patienten aus Deutschland gelesen wird, ist das afgis-Siegel ein „i-Tüpfelchen“, das man zusätzlich anstreben sollte.
Ausblick/Verwandte Themen
Medizinische Informationen finden sich zunehmend auch in Foren und Blogs. Für solche Angebote gibt es seit kurzem auch Leitlinien von HON – den HONcode Web 2.0.Qualitätskriterien für Patienteninformationen enthält auch der DISCERN-Fragebogen. Dieser Fragenkatalog soll Patienten dabei helfen, die Qualität der Information selbst einzuschätzen. Dazu folgt ein eigener Beitrag.
Quellen:[1] http://www.afgis.de/qualitaetslogoverfahren[2] http://www.hon.ch/HONcode/Webmasters/Guidelines/guidelines_de.html[3] http://www.afgis.de/qualitaetslogoverfahren/google-analytics-und-afgis-qualitatslogoverfahren/