Themen und Gedanken vom Innovationskongress XPOMET 2018 in Leipzig
Werden Therapieoptionen bald am virtuellen Gesundheitsavatar simuliert? Wie passt eine therapiebegleitende App in die Patient Journey von morgen? Drei Tage lang haben sich auf der XPOMET 2018 in Leipzig visionäre Keynote-Speaker, Kliniker, Ingenieure, Industrie, Start-Upper und Juristen über den Wandel im Gesundheitssystems ausgetauscht. Wir haben drei große Themen für Sie zusammengefasst und uns die Frage gestellt: Was bedeutet das für das Healthcare-Marketing der Zukunft?
Telemedizin: Ein neuer Kanal
Für eine Krankschreibung mit Triefnase, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen auf den Weg zum Arzt machen, dort ewig im Wartezimmer warten und dann wieder zurück? Nur einer von vielen Fällen, in denen die Telemedizin Ärzte, Patienten und das Gesundheitssystem entlasten kann. Unterscheiden lassen sich:
Dass Technik und Evidenz vorhanden sind, haben Anbieter und Referenten auf der XPOMET gezeigt. Eingesetzt wird die Telemedizin aber abhängig von den Rahmenbedingungen in den verschiedenen Ländern noch sehr unterschiedlich. Besonders beeindruckend: Das erste komplett virtuelle Krankenhaus in den USA www.mercyvirtual.net. Für Prof. Dr. Friedrich Köhler, Leiter der Kardiovaskulären Telemedizin an der Universitätsmedizin Charité, wird es aber keinen neuen „Facharzt für Telemedizin“ geben. So wie die Arbeit auf Station oder in der Ambulanz werde auch die Telemedizin in Zukunft einfach eine weitere Form der ärztlichen Betreuung sein.Für das Pharma- und MedTech-Marketing ist es daher wichtig, diesen neuen Kanal der Arzt-Patienten-Kommunikation ernst zu nehmen und im Auge zu behalten. Aufklärungsmaterialien über die eigenen Geräte oder Medikamente könnten z. B. für diesen neuen Kanal angepasst oder ganz neu gedacht werden, um Ärzte und Patienten auch auf diesem Wege optimal rund um die eigenen Produkte zu unterstützen. Aber auch der Außendienstbesuch könnte in Zukunft neue digitale Wege gehen, wenn Ärzte diese ohnehin mehr und mehr beruflich nutzen.
Entscheidet in Zukunft der Gesundheitsavatar über die Therapie?
Stellen Sie sich vor, Sie sind gerade auf dem Weg in die Mittagspause. Ihr Magen knurrt. Zu schwer im Magen soll das Mittagessen nicht liegen, denn Sie haben später noch ein wichtiges Meeting. Etwas vorhalten sollte es aber schon, denn nach der Arbeit müssen Sie noch zur Schulaufführung Ihres Kindes. Wie wäre es, wenn jetzt Ihr virtueller Gesundheitsavatar genau das Richtige für Sie auswählen könnte? Prof. Dr. Kurt Becker, Leiter des Studiengangs Gesundheitstechnologie-Management an der APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft, fallen noch viele weitere Anwendungsszenarien für einen personalisierten Gesundheitsavatar ein.Der Umgang mit Gesundheitsdaten war eines der Schwerpunktthemen auf der XPOMET. Verschiedene Anbieter demonstrierten ihre Lösungen für elektronische Akten - mal mehr auf Ärzte, mal mehr auf Patienten, mal mehr auf Institutionen ausgerichtet. Die Frage, die sich jedoch übergreifend stellt, ist: Reicht es, Daten nur zu digitalisieren? Was macht man als Patient oder Arzt mit all den Laborbefunden, Briefen oder Röntgen-Aufnahmen, die sich im Laufe eines Lebens ansammeln?Interessant werden in Zukunft vor allem Ansätze sein, die aus der Unmenge von Daten schnell und einfach konkrete Handlungsempfehlungen ableitbar machen. Stellen Sie sich vor, man könnte z. B. bei der Wahl zwischen 4 Medikamenten den Verlauf einfach und individuell am virtuellen Gesundheitsavatar simulieren! Das ist noch Zukunftsmusik, aber Anbieter wie www.medicalavatar.com beginnen bereits, solche Felder zu erkunden.Was bedeutet das für die Pharma- und MedTech-Industrie? All dies fällt unter das große Thema „Precision Medicine“. Ob Prävention, Diagnostik oder Therapie – Gesundheitsleistungen werden immer individueller an die Bedürfnisse angepasst. Patienten und Ärzte werden immer genauer wissen wollen, wie sicher und wirksam Produkte und Medikamente bei diesem Geschlecht, jenem Alter, diversen Begleiterkrankungen, diesem Mikrobiom oder jenem Gennachweis sind. Aus der großen Menge der dafür zu erhebenden Daten diese Antworten abzuleiten und auf einfache Weise zu kommunizieren wird eine spannende Aufgabe für die Marketing-Kommunikation werden.
Immer wichtiger: Zusammenarbeiten und Schnittstellen schaffen
3 Tage, 150 Sessions, 2 große Ausstellungsflächen – das vielfältige, fast überwältigende Angebot auf der XPOMET hat eindrucksvoll sichtbar gemacht, wo und von wem überall an Innovationen für das Gesundheitssystem gearbeitet wird. Doch aus Arzt- und Patientensicht gehört all das zusammen. Wearables, ein EKG für zu Hause oder eine intelligente Diagnose-App sind gut, aber noch besser, wenn die Daten dann auch einfach, sicher und unkompliziert an den Arzt in der Praxis oder vor dem Bildschirm weitergegeben werden können. Die Daten in einer elektronischen Gesundheitsakte müssen auch für Physiotherapeuten einsehbar sein. Und eine App zur Unterstützung der Therapie wird dann noch wirkungsvoller, wenn sie in alle anderen digitalen Angebote eingebettet ist.In Zusammenarbeit mit dem Verband digitale Gesundheit e. V. ist für die XPOMET eine eindrucksvolle Kunst- und Videoinstallation entstanden, die genau das anfassbar gemacht hat. Anhand fiktiver Patientenfälle wurde hier gezeigt, wie ideale Datenflüsse und Schnittstellen für unterschiedlichste Krankheitsbilder aussehen könnten.Die Pharma- und MedTech-Industrie sind wichtige Player in diesem großen Netz der Gesundheitsversorgung. Deshalb wird sich auch hier mehr und mehr die Frage stellen, ob bei Informations- und Serviceangebote nicht mit anderen Playern zusammengearbeitet werden sollte und Schnittstellen zu anderen Systemen geschaffen werden müssen.
XPOMET 2019 in Berlin?
Die XPOMET 2018 war ein Erfolg, der deshalb auch 2019 fortgesetzt werden soll. Berlin wird diskutiert und vielleicht sogar ein Tag für Laienpublikum. Lohnt sich ein Besuch?Ja, für alle, die in kurzer Zeit ein Gefühl dafür bekommen wollen, was sich im Gesundheitssystem aktuell und in der Zukunft verändert und die den Dialog mehr schätzen als Frontalvorträge. Neben Kurzvorträgen mit Diskussion setzten die Veranstalter vor allem auch auf innovative Formate wie Workshops, Think Tanks oder Panels – zahlreiche Möglichkeiten zum Austauschen, Kennenlernen und gemeinsamen Spinnen neuer Ideen.
Befruchtend waren dabei vor allem die unterschiedlichen Perspektiven der Referenten und Teilnehmer – von visionären Keynote-Speakern bis hin zum 17-jährigen Abiturienten.Ergänzt wurde das Angebot durch Use-Case-Sessions, Showcases und zwei große Ausstellungsflächen: einen Patientenfall in der Notaufnahme der Zukunft hautnah miterleben, mit dem Roboter Pepper spielen oder einen Rollstuhl über Smart Glasses steuern – hier wurden Innovationen anfassbar.Mehr über die XPOMET 2019 erfahren Sie unter www.xpomet.com.Ich freue mich schon sehr auf die XPOMET 2019 und hoffe, wir sehen uns dort!