Bei einem Brainwriting werden Ideen, Gedanken und Vorschläge der Teilnehmer:innen nicht mündlich geäußert, sondern erst einmal schriftlich notiert. Jede:r generiert in einem ersten Schritt allein in Stille Ideen und schreibt diese auf Post-its bzw. auf einem virtuellen Board nieder. Als ich zum ersten Mal von der Methode Brainwriting gehört habe, dachte ich: Das ist schon ungewöhnlich – und irgendwie auch umständlich! Doch nach genauerem Hinsehen liegen die Vorteile klar auf der Hand.
Vorteile eines Brainwritings
1. Keine Beeinflussung der „Denk-Richtung“
Häufig werden durch das verbale Einbringen von Ideen in einem Brainstorming die Teilnehmer:innen beeinflusst und ihre Gedanken bereits in eine bestimmte Richtung geschoben. Beim Brainwriting denkt jede:r erst einmal allein, wodurch kreativere Ideen entstehen, die die verschiedensten Richtungen einschlagen können. Ergo: Es entsteht ein bunterer Blumenstrauß an Ideen.
2. Keine Hemmungen durch Hierarchien
In einem Team treffen die verschiedensten Persönlichkeiten aufeinander und nicht alle trauen sich gleichermaßen, auch vor dem oder der Chef:in ihre vielleicht noch vagen Ideen zu präsentieren. Ein Brainwriting ist anonym und so fühlen sich die Teilnehmer:innen nicht bloßgestellt, wenn eine oder mehrere ihrer Ideen vielleicht später als unpassend bewertet werden.
3. Keine Störung des Denkprozesses
Anders als beim Brainstorming gibt es durch das stille Notieren keine Unterbrechungen durch Wortmeldungen. Brainwriting stört den Denkprozess der Teilnehmer:innen nicht. Denkpausen werden so verhindert.
Ablauf eines Brainwritings
Im ersten Teil eines Brainwritings sammeln die Teammitglieder ihre Gedanken erst einmal jede:r für sich in Stille auf Post-its oder einem virtuellen Board. Sind die Ideen ausgeschöpft, werden in einem zweiten Schritt alle Vorschläge durch eine:n Moderator:in mit der Gruppe geteilt.
In einem Präsenz-Setting werden die Post-its für alle sichtbar an ein Whiteboard oder Flipchart gepinnt. In einem virtuellen Setting können die Ideen bspw. auf einem Conceptboard oder Mural geteilt werden. Erst dann – und wirklich erst dann – bekommen die Teilnehmer:innen Einblick in die Gedanken der anderen. Im besten Fall assoziieren die Teammitglieder mit den bereits bestehenden Vorschlägen wieder andere Dinge und es werden Ideen weiterentwickelt oder neue ergänzt.
Brainwriting-Varianten
Wie bei fast allen Kreativitätsmethoden gibt es auch beim Brainwriting verschiedene Varianten, die ausprobiert werden können. Die bekannteste Variante ist die 6-3-5-Methode, die einen festen Ablauf vorgibt: 6 Teilnehmer:innen, 3 Ideen pro Teilnehmer:in, 5 Runden.
Das Collective Notebook geht so weit, dass die Teammitglieder ihre Gedanken und Ideen über mehrere Tage oder sogar Wochen notieren. Zu einem vereinbarten Zeitpunkt werden die Notizen dann ausgetauscht bzw. geteilt.
Beim Brainwriting-Pool werden die Zettel in die Mitte des Tisches geschoben, sobald die Teilnehmer:innen keine Ideen mehr haben. Jede:r nimmt sich dann einen Zettel aus dem Pool und ergänzt auf Basis der bestehenden Ideen neue Gedanken oder entwickelt eine Idee weiter.
Voraussetzungen für ein Brainwriting
Es lässt sich schon erahnen, dass man ähnlich wie bei einem Brainstorming nicht viel braucht, um ein Brainwriting durchzuführen:
- Mehrere Teilnehmer:innen, die vom Thema bzw. Kontext her Ideen liefern können
- Papier bzw. Post-its, Stift und Flipchart (im Präsenz-Setting)
- Digitales Board (bspw. Mural oder Conceptboard im digitalen Setting)
Fazit
Brainwriting ist eine gute Alternative zum klassischen Brainstorming. In kurzer Zeit kann eine große Anzahl an sehr unterschiedlichen Ideen entstehen. Wenn in meinen Projekten das nächste Brainstorming ansteht, werde ich wieder dafür plädieren, dies als Brainwriting durchzuführen. Haben Sie auch Lust, diese Methode einmal auszuprobieren? Hier finden Sie eine unserer Mustervorlagen für Brainwriting in Conceptboard.
Quelle:
1. Mullen / Johnson / Salas (1991): „Productivity Loss in Brainstorming Groups: A Meta-Analytic Integration“, in Basic and Applied Social Psychology, Nr. 12, S. 3–23