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Erschienen am
25.11.2013

Health 2.0 Europe (2): Die besten Demos

Heiko Pröger

Letzte Woche fand die Health 2.0 Europe Konferenz in London statt. Die Agenda enthielt 50 Präsentationen von Tools, Apps und Plattformen. Dieser Artikel stellt die besten Demos vor.

Letzte Woche habe ich Ihnen meine Eindrücke von der Health 2.0 Konferenz in London geschildert. Neben den genannten Projektbeispielen wurden auf der Konferenz noch weit mehr Tools, Apps und Plattformen gezeigt: Insgesamt hatten die Konferenz-Macher 50 Demos organisiert!Ich habe im Folgenden die Beispiele aufgelistet, an die ich mich nach ein paar Tagen noch positiv erinnern konnte - neben denen, die schon im ersten Artikel erwähnt wurden. Viel Spaß damit!

Tools zur Förderung der Adhärenz von Patienten

Hier gibt es auf der einen Seite hochspezialisierte Apps, die sich nur um eine Indikation kümmern. Am anderen Ende des Spektrums stehen Apps, die krankheitsübergreifend Adhärenz-fördernde Tools bereitstellen.

  • MedisafeEine App, bei der auch Familienmitglieder sehen können, ob man seine Tabletten genommen hat oder nicht. Die App wird als White-Label-Lösung auch der Industrie angeboten.
  • HandlemyhealthEine schöne Adhärenz-Plattform v.a. für Menschen, die an Depressionen leiden; die Wirkung wurde durch randomisierte Studien belegt.

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handlemyhealth.eu[/caption]

  • Social DiabetesEine Android-App für Diabetes-Kranke mit Insulinrechner und Datenverwaltung in der Cloud.
  • Breaking Free OnlineEin Website-gestütztes Programm, um von Alkohol und Drogen loszukommen.

Tools zur Förderung einer Verhaltensänderung

In diese Kategorie fallen Angebote, die den Nutzer befähigen sollen, eine persönliche Verhaltensänderung zum Schutz der eigenen Gesundheit (z.B. in der Präventivmedizin) tatsächlich durchzuführen und nicht zu verschleppen.

  • Patient PartnerEine iOS-App, die Patienten durch das Spielen von „Szenarien“ trainiert mit den Versuchungen des Alltags umzugehen, um schlussendlich eine höhere Adhärenz zu erreichen. Wurde bei Diabetes-Patienten erfolgreich getestet („Life is complicated and messy and we teach them how to deal with it“).
  • ChangetechGeht ähnlich vor und trainiert Strategien, wie man sein eigenes Verhalten rationaler und weniger emotional steuern kann.
  • ViaryEine App, die auf Verhaltenstraining setzt und die auch in einer klinische Studie mit Depressions-Patienten untersucht wurde.
  • Health Puzzle… und noch eine App, mit der man mit Hilfe verschiedener kostenpflichtiger „Challenges“ Gesundheitsziele erreichen kann. Health Puzzle plant (oder plante?) eine 23andme-Integration, um die Challenges passend zum genetischen Profil anbieten zu können.

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Die health puzzle Website im Beta-Stadium[/caption]

Tools zur Steigerung der „Self Awareness“

Während die oben genannten Beispiele alle von einem Patienten ausgehen, widmen sich die folgenden Anwendungen eher gesunden Menschen, die ihren Körper besser verstehen wollen, um gesund zu bleiben. Der Trend geht auch hier zu offenen Daten, Integration mehrerer Datenquellen, Gamification und emotionalen Anreizen, um länger bei der Stange zu bleiben.

  • BiobeatsVerwandelt Herzschläge in House-Music und versucht so Entertainment und Healthcare zusammen zu bringen.
  • OM signal Ein T-Shirt, das Herzaktivität und Atmung misst und über eine App an das eigene soziale Netzwerk (Familie, Freunde) mitteilt und ggf. Warnmeldungen ausgibt.
  • FitbitEine App, die über ein Armband Daten sammelt, ähnlich wie das Nike-Fuelband oder Jawbone. Die Daten werden über eine offene Schnittstelle auch anderen Apps zugänglich gemacht, was bereits für Forschungszwecke genutzt wird.
  • SnoreLabEine iOS-App, die Schnarchgeräusche aufnimmt, einen SnoreScore ermittelt (die höchste Stufe ist „epic snoring“!) und den Schnarcher dabei unterstützt, Faktoren zu identifizieren, die das Schnarchen beeinflussen.
  • AlcoChangeEine App für den Privatanwender, um den eigenen Alkoholkonsum zu überwachen.

Systeme zur Unterstützung von Diagnose und Medikamentenverschreibung

Bei so vielen Beispielen für Patienten machten sich einige Teilnehmer der Konferenz zwischenzeitlich Sorgen, dass die Ärzte als Zielgruppe vergessen werden. In der Tat gab es weniger Demos von Anwendungen für Ärzte; diese sind aber auch beeindruckend:

  • Geneix InterActEine „e-Prescribing“-Lösung mit sehr schöner Oberfläche und ausgefeilter Technik zur Warnung des Arztes bei Wechselwirkungen oder pharmakogenetischen Signalen

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Das System InterAct der Firma Geneix.[/caption]

  • meHealthEin System zur Therapieunterstützung, das sich u.a. auf Schizophrenie spezialisiert hat.
  • MedtingEine Plattform, die sich auf radiologische Fälle spezialisiert hat und diese seit Neuestem auch auf iPads verfügbar macht.
  • Ärzteplattformen...Und natürlich können sich Ärzte auf mehreren Plattformen eine zweite Meinung einholen; dies kann auf großen Ärzte-Communities wie BMJ.com und sermo, die in mehreren Ländern vertreten sind und weiter expandieren wollen, geschehen; oder in kleineren Landes-Communities wie ivrach.com, bei der 80.000 russische Ärzte Mitglied sind oder euni.cz, das 600 tschechische Onkologen als Zielgruppe hat (und hinter der AstraZeneca steckt).

Plattformen für den Austausch zwischen Patient und Arzt bzw. Krankenhaus

Und schließlich kümmern sich auch einige Plattformen um das Verhältnis zwischen Patient und Arzt bzw. Krankenhaus:

  • PatientsknowbestEin gut aussehendes und etabliertes System in UK, über das sich Patienten über ihre Behandlung informieren können. Lässt sich mit Krankenhaussoftware integrieren.
  • Patient OpinionEin extrem gut gemachtes System, über das Patienten ihrem Arzt oder einer anderen Institution Feedback geben können. Man sieht sogar, wer in dem Krankenhaus die eigene Nachricht gelesen hat! Die ganze Website hat das Ziel, das britische Gesundheitssystem zu verbessern und wird von einer Non-Profit-Organisation getragen.

[caption id="attachment_4740" align="aligncenter" width="592"]

patientopinion.org.uk[/caption]

  • FastguideEine Austauschplattform aus Holland zur Unterstützung eines Therapieplans, an dem mehr als zwei Akteure (zum Beispiel Arzt, Physiotherapeut, Patient,…) beteiligt sind.
  • Karify.comEbenfalls ein niederländisches System, mit Hilfe dessen Arztpraxen ihr eigenes Netzwerk mit Patienten aufsetzen können. Dieses kann dann zum Austausch von Informationen, Befunden etc. genutzt werden.
  • The Prevention PlanEin speziell auf Vorsorge-Pläne ausgerichtetes System, welches seit Jahren in UK betrieben wird.
  • uMotifEine Plattform, die u.a. die Beziehung zwischen Parkinson-Patienten und ihrem Arzt unterstützt.

[caption id="attachment_4741" align="aligncenter" width="592"]

umotif.com[/caption]

Mein Fazit

Insgesamt ergab sich auf der Konferenz durch die Vielzahl der Demos ein buntes Bild, das die Lebhaftigkeit der aktuellen Health 2.0 Szene in Europa widergibt. Für Digital-Experten gibt es derzeit wohl keine vergleichbar aktive Branche. Ich bin gespannt, was es nächstes Jahr auf der Health 2.0 zu sehen gibt!

Heiko Pröger

Heiko Pröger

ist Geschäftsführer Beratung bei Spirit Link. Er ist seit 20 Jahren in der Healthcare-Marketingkommunikation tätig und hat schon viele Trends kommen und gehen sehen. Sein Credo: Strategien ohne Maßnahmen sind langweilig. Maßnahmen ohne Strategie sind der sichere Weg ins Chaos.

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Heiko Pröger

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