In aller Kürze
Beim Systemischen Konsensieren wird ermittelt, wie hoch der Widerstand in der Gruppe gegen verschiedene Lösungsvorschläge ist. Starke Einwände werden gezielt angehört und können gemeinsam kreativ gelöst werden. Der Vorschlag mit dem geringsten Gesamtwiderstand kommt einem Konsens der Gruppe am nächsten.
Wofür ist es besonders geeignet
- Entscheidungen zwischen verschiedenen Optionen
- Vorbereitung von Entscheidungen
- Erstellen von Stimmungsbildern
- Ermitteln von Prioritäten
Warum wir es lieben
- In der Regel werden bei der Auswahl zwischen Entscheidungsoptionen nur die Stimmen für die jeweiligen Favoriten ermittelt. Systemisches Konsensieren macht eine Seite sichtbar, die oft vernachlässigt wird, nämlich die Widerstände gegen die Optionen.
- Systemisches Konsensieren ist eine sehr praktische Methode: Sie geht schnell, ist überraschend simpel und liefert automatisch eine Lösung. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass alle Teilnehmer in die kreative Lösungssuche und den Entscheidungsprozess miteinbezogen werden. Insbesondere, wenn schwerwiegende Einwände vorgebracht werden, wird überlegt, wie die vorgeschlagene Lösung verbessert werden kann, sodass sich der Widerstand auflösen kann.
- Ein konsensierter Vorschlag wird in der Regel leichter aufgenommen als das Ergebnis einer Zustimmungsabfrage (dort gibt es Gewinner und Verlierer).
Ablauf
- Die Gruppe entwickelt möglichst viele Lösungsvorschläge. Wenn es passt, sollte eine Lösung in der Auswahl „alles bleibt wie es ist“ (sogenannte „Null-Lösung“) sein, denn das kann ja unter allen Lösungen am Ende diejenige sein, die am wenigsten Widerstand erzeugt.
- Die Bewertung der Optionen wird von allen Gruppenmitgliedern im Stillen vorgenommen. Jeder prüft, wie hoch seine Ablehnung gegen jeden Vorschlag ist. Die Skala reicht von null (ich habe keine Einwände) bis zehn (dieser Vorschlag ist für mich unannehmbar). Zwischenwerte werden nach Gefühl vergeben. Die Gründe für die Ablehnung sind subjektiv je nach individuellen Erfordernissen, Befürchtungen oder sonstigen Widerständen.
- Die Widerstände werden Vorschlag für Vorschlag abgefragt und addiert. Der Gesamtwert ist der Gruppenwiderstand eines Vorschlags. Der Vorschlag mit dem geringsten Gruppenwiderstand kommt dem Konsens am nächsten. Er erzeugt in der Gruppe das geringste Konfliktpotential und gilt als „konsensiert“.
- Widerstände mit Werten ab z. B. acht und höher sollten angehört werden. Kennt man die Gründe für den hohen Widerstandswert, kann der Vorschlag eventuell durch die gesamte Gruppe kreativ nachgebessert werden. Nicht selten ergibt sich so ein Lösungsvorschlag, der am Ende vielleicht sogar am besten abschneidet.
Insidertipps oder „das halten wir für wichtig“
- Wirklich wichtig ist, starke Einwände anzuhören. Erst dann kann die Methode ihre volle Wirkung entfalten.
- Die Methode ist nicht einsetzbar, wenn die Interessen der beteiligten Gruppen komplett auseinandergehen.
- Eine klassische Zustimmungsabfrage zeigt auch, wie motiviert die Beteiligten für eine Lösung sind. Beim systemischen Konsensieren hingegen ist dies nicht ersichtlich. Sie zeigt lediglich den Widerstand. Die Information über die Motivation ist relevant, wenn sich die Gruppe hinterher für die Lösung einsetzen soll. Daher sollten Sie abwägen, wann Sie welche Methode brauchen.
- Bevor Sie die Widerstände abfragen, können Sie auch die favorisierten Optionen der Beteiligten erfragen (z. B. klassisch durch Punktekleben). Anschließend können Sie die „Positivstimmen“ mit dem Gruppenwiderstand kombinieren und auf dieser Basis den gemeinsamen Favoriten ermitteln.
Haltung
Ein wesentlicher Kern des systemischen Konsensierens ist der wertschätzende Umgang mit Widerständen, die normalerweise als störend und kontraproduktiv bewertet werden. Bei dieser Methode werden alle individuellen Erfordernisse, Befürchtungen oder sonstige Widerstände freundlich-offen und interessiert behandelt. Widerstände sind das Futter für passendere Lösungen.
Quellen
Wer hat’s erfunden? Erich Visotschnig und Siegfried Schrotta
Zum Vertiefen: SK Prinzip
Übrigens: Für eine bessere Lesbarkeit wechseln wir pro Methode die Genderform.