In aller Kürze

Beim Reflecting Team diskutiert ein Team von Beratenden den Fall eines Klienten, während dieser dabei zuhört und dient dem Klienten so als Reflexionsfläche. Der Klient bekommt dadurch in kurzer Zeit eine Spiegelung seiner Situation und neue Sichtweisen aufgezeigt.

Ca. 1 Stunde
  • Gruppe oder Einzelperson, die Rat sucht bzw. eine Reflexion wünscht
  • 1 Beratender, der interviewt
  • 2–4 Beratende (Reflecting Team)

Wofür ist es besonders geeignet

Ein Reflecting Team ermöglicht dem Klienten einen unabhängigen Blick von außen und ist somit besonders geeignet:

  1. Zur Klärung strategischer oder projektbezogener Ziele
  2. Zur Gewinnung von Impulsen für die persönliche Weiterentwicklung  
  3. Zur Sammlung neuer Sichtweisen und Handlungsalternativen  

Warum wir es lieben

Es gibt wohl kaum eine Methode, die einem Klienten in so kurzer Zeit so dichte Erkenntnisse liefert wie das Reflecting Team. Was sonst nur hinter verschlossenen Türen stattfindet, nämlich die Beratung über einen Fall, erfolgt hier auf wertschätzende, konstruktive Art und Weise vor den Augen und Ohren des Klienten. Dies bringt dem Klienten Impulse auf mehreren Ebenen: Einerseits über die Art und Weise, wie er über seinen Fall nachdenkt und diesen schildert, andererseits über Handlungsoptionen und mögliche andere Sichtweisen aus dem Kreis der Beratenden. Die Hoheit über die Vorschläge hat dabei immer der Ratsuchende: Er allein bestimmt, was er vom „Buffet der Möglichkeiten“ nimmt und was er liegen lässt. Das erleichtert das Annehmen von guten Vorschlägen enorm.

Ablauf

  1. Der Ratsuchende wird von einem Interviewer zu seinem Thema interviewt. Das reflektierende Team sitzt abseits, um den Gesprächsprozess nicht zu beeinflussen. Es hört aufmerksam zu und beobachtet die Reaktionen. Es unterbricht das Interview nicht, sondern hört schweigend zu.
  2. Nach einiger Zeit bittet das Interviewteam das reflektierende Team um seine Gedanken und Beobachtungen.
  3. Das reflektierende Team setzt sich so im Raum, dass es keinerlei Kontakt zu dem Interviewteam hat, auch keinen Blickkontakt. Das Team spricht über das Gehörte und tauscht Wahrnehmungen, Gedanken, Beobachtungen und Fragen aus. Wichtig ist, dass dies in einer wertschätzenden, unterstützenden und wohlwollenden Weise geschieht. Das reflektierende Team redet meist fünf bis zehn Minuten, manchmal länger. Es wird dabei normalerweise nicht vom Interviewteam unterbrochen.
  4. Anschließend spricht der Interviewer mit dem Ratsuchenden über seine Gedanken, die beim Zuhören entstanden sind und was er von dem Gehörten weiterverfolgen möchte.

Insidertipps oder „das halten wir für wichtig“

  1. Der Austausch im reflektierenden Team ist nicht so gedacht, dass jeder reihum seine Beobachtungen wiedergibt. Vielmehr soll ein Dialog entstehen, durch den sich die Gedanken der Teammitglieder gleich weiterentwickeln können.
  2. Bei der Reflexion der Gedanken geht es um die Vielfalt möglicher Sichtweisen, nicht um die beste Idee.
  3. Es werden keine Ratschläge gegeben.
  4. Fragen sollten vorsichtig und im Konjunktiv formuliert werden, z.B. „Könnte es sein, dass ...?“

Haltung

Die Methode kann bei falschem Einsatz leicht darin abgleiten, dass „kluge Ratschläge“ gegeben werden, der Ratsuchende kritisiert wird oder ausufernde Monologe geführt werden. Um diese zu verhindern, ist ein respektvoller Umgang wesentlich.
Eine hilfreiche Einstellung dazu ist:

  1. Alle Wahrnehmungen sind subjektiv
  2. Der Betroffene ist der Experte für seine eigene Lösung
  3. Eigene Ideen sind für andere nicht immer brauchbar
  4. Menschen sind eher zu Veränderungen bereit, wenn ihre Persönlichkeit gewürdigt wird

Quellen

Wer hat’s erfunden? Tom Andersen
Zum Vertiefen: Methodenpool Uni Köln

Übrigens: Für eine bessere Lesbarkeit wechseln wir pro Methode die Genderform.

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